Der erste Tag in San Juan

Mein extrem übermotorisiertes Taxi fuhr mich direkt zu Herbert. Allerdings war der Taxifahrer nicht gut gelaunt, erwartete vom Fahrgast den Weg (!) zu wissen und beschiss beim Berechnen des eigentlichen Fahrpreises. Auf die Frage, wie viele „caballos“ (Pferde) sein Auto habe, antwortete er „ocho“ (acht). Er meinte die Zylinder – auf Nachfrage nach den genauen „caballos“ konnte er sie nicht nennen. PS spielen hier also schon mal keine Rolle, Hauptsache die Autos sehen fett aus und haben viele Hubraum, am besten auf viele Zylinder verteilt…

Nach Ankunft in meiner Straße, Calle Teruel im Stadtteil Rio Piedras, musste ich erst mal das richtige Haus finden (die Nummerierung ist sehr komisch (auf 292 folgt A10 folgt C10), aber die Straße ist recht kurz, sodass C10 gut gefunden wurde. Die Gegend ist für europäische Verhältnisse nicht sehr schön, scheint aber für hiesige nicht dramatisch schlecht zu sein.

Mein neuer Mitbewohner Herbert ist sehr nett und half mir direkt bei den ersten Einkäufen. Da mein Zimmer unmöbliert (bis auf die üblichen Wandschränke) ist, brauchte ich zunächst ein Bett – allerdings haben wir vorerst eine Luftmatratze gekauft. Die Recherche für’s Bett läuft noch. Nach diesen ersten Gängen durch meine Gegend wollte ich mich mit Tobi zum Einkaufen im Stadtteil Santurce, in dem auch die Uni Sagrado Corazón liegt, treffen. Herbert zeigte mir dazu den mit 2,5 km doch recht langen Fußweg durch die Wohngegend und durch den Campus der Universidad de Puerto Rico (UPR) zur Haltestelle des Tren Urbano. Dieser führte mich zur Endhaltestelle „Sagrado Corazón“ (die Uni war Namensgeberin für einen Sub-Stadtteil oder umgekehrt), von wo aus ein Bus mich weiter zu Walmart führte. Dort traf ich Tobi bei der Kissenauswahl – zu unser beider Erschrecken hatten wir die gleichen (im Sommer in Spanien gekauften) kurzen Hosen an (rot-orange)… Der Einkauf selbst lief ganz gut – das Angebot von Walmart ist echt ungeschlagen vielfältig – sodass wir bald auch Bettzeug hatten. Beim kurzen Imbiss läuft uns prompt wieder Vera, die Studentin aus dem Flugzeug, über den Weg. Soviel zur kleinen Welt. Ein Shuttle der Uni fuhr uns dann auf den Campus der Universidad del Sagrado Corazón, wo ich mir Tobis Wohnsituation im Wohnheim anschauen konnte. Das Gebäude ist ganz ordentlich, die Einrichtung allerdings in die Jahre gekommen und in jenen Jahren sicherlich auch stark beansprucht worden. Da werde ich mit meiner Wohnung für meine schlechte Wohngegend belohnt.

Um unsere Ankunft feierlich abzuschließen sind wir um die Ecke zu einer Bar (mehr eine Theke direkt zum Parkplatz raus) gegangen und haben uns ein Bier gegönnt. Die trunk- und redefreudigen Barnachbarn empfahlen uns das hiesige Bier (Medalla) und einer fragte uns, ob wir hiesige „Chicas“ kennen lernen wollten. Wohl eher ein Angebot als eine Frage – Nein! Zurück im Wohnheim haben wir noch den ca. 60 Jahre alten Joe, einem Theologieprofessor aus den Staaten, der in Puerto Rico zwei Wochen lang einen Baseball-Workshop gibt, und seinen Reise- und Studienkollegen getroffen. Letzterer ist in seiner Zeit an der Uni in Chicago gar Milton Friedman begegnet und machte sich sympathischer weise darüber lustig, dass in dessen Fakultät immer Alle sehr fein gestriegelt daher liefen, während er lange Haare getragen habe und einen Bart „like yours“. :-)

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